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Rezension zu „Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“

Posted in Rezensionen

„Gleich würde die Traurigkeit aus mir rausschwappen. Manchmal stelle ich mir das so vor: Dass da irgendwo in mir ein Gefäß ist, in dem ist die Traurigkeit drin, und das ist immer ziemlich voll. Manchmal auch übervoll, wie bei einem Becher Kakao. Wenn man den anrührt und etwas mehr Kakao im Becher drin ist, als eigentlich reinpasst, dann wölbt sich der Kakao so ein bisschen nach oben. Und solange niemand am Tisch wackelt, geht das auch gut. Aber die kleinste Erschütterung reicht schon, und alles läuft über.“ (S. 79)

„Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“

Volker Surmann

mixtvision Verlag

9783958542112

16,-€/12,99€

Klappentext: 13 ¾, heimlich verliebt und Stimmungstiefs, die genau dann anklopfen, wenn er es gar nicht gebrauchen kann – für Leon Hertz ist das Leben nicht einfach. Immerhin bekommt er bei seinem Referat zum Thema Tod und Trauer Unterstützung: Der stille Rouven hilft ihm bei seinen Recherchen über ein rätselhaftes Holzkreuz an der Ampel.
Leon merkt bald, dass auch Rouven Traurigkeit kennt und sie einiges gemeinsam haben. Aber etwas scheint ihrer Freundschaft im Weg zu stehen …

Es ist schon etwas länger her, dass ich das Bedürfnis hatte, mir Textstellen zu markieren.
Aber Leon Hertz hat es geschafft. Im oberen Zitat beschreibt Leon seine Traurigkeit und es ist für mich ein Beispiel dessen, wie gekonnt der Autor die Gefühle von Leon in Worte fassen und anderen näher bringen kann. 

Das Buch ist so geschrieben, dass Leon seinen Leser*innen seine eigene Geschichte erzählt. Und das in einem humorvollen und flapsigen Ton, wie er für einen Jugendlichen typisch ist. Aber die Themen, mit denen er sich auseinander setzt, sind ernst und manchmal auch schwer. Es geht um Tod und Trauer, Mobbing (aufgrund der eigenen Identität und sexuellen Orientierung), Depression und Schmerz. Ich war sehr beeindruckt davon, wie der Autor es schaffte, eine dunkle Stimmung mit einem Witz aufzulockern, ohne dass es unangemessen wirkte. Einmal musste ich sogar kurz laut lachen, weil ich in der Situation nicht mit einem Witz gerechnet hatte. 

Aber es geht auch um die Suche nach der eigenen Identität, denn Leon steckt mitten in der Pubertät. Und da beschäftigen sich so manche mit Masturbation, die erste Liebe und den ersten Gefühlen. Und Leon ist da auch ganz offen, reflektiert, macht Fehler und gesteht sich diese auch ein, entschuldigt sich und weiß, wie wichtig gute Freunde sind und dass man, wenn es darauf ankommt, füreinander einstehen muss. 

Mit seinen 224 Seiten ist dieses Buch nicht dick und vermittelt trotzdem auf den Punkt die richtigen Werte. Gekonnt schafft der Autor den Wechsel von Humor zu Ernsthaftigkeit und wieder zurück, ohne jemals die Geschichte ins Lächerliche zu ziehen oder zu schwermütig zu werden. Ich finde, der Autor fängt perfekt die Sorgen, Ängste, Gefühle, Gedanken und Themen ein, die man in diesem Alter hat.

Leon ist einfach ein jugendlicher, liebenswerter und (meistens) feinfühliger Charakter mit dem Herz am rechten Fleck und einem offenen Blick für sein Umfeld. 

Vielen Dank an den Autor und den Verlag für diese wunderbare Geschichte und ich möchte mit folgendem Zitat meine Rezension abschließen: „»Jungs weinen nicht« ist voll der Retrospruch […].“ (S.66) Dem kann ich mich nur anschließen und hoffe, dass viele Leser*innen Leons Geschichte lesen und sich zu Herzen nehmen werden.

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