Im Rahmen der Aktion „Schnitzeljagd que(e)r über den Regenbogen“ durfte ich Jeannette vom Second Chances Verlag ein paar Fragen zu sich und dem Verlag stellen.
Second Chances Verlag
Leser:innenorientiert – Engagiert – Stolz
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War es schon immer dein Wunsch, einen eigenen Verlag zu gründen?
Eigentlich nicht. 😊 Ich bin ja von Haus aus Literaturübersetzerin und es waren buchstäblich abgebrochene Reihen, die mich zur Verlagsgründung motiviert haben. Zweimal ist es mir beruflich passiert, dass eine Serie, an der ich gearbeitet habe, eingestellt wurde. Parallel dazu habe ich damals als Leserin die Serie um die Pik-Sieben-Morde entdeckt, bei der mir relativ schnell klar war, dass ich die für den deutschen Buchmarkt zugänglich machen wollte. Beides zusammen gab dann den Ausschlag für die Verlagsgründung 2019.
Was liebst du am meisten an deinem Beruf als Verlegerin?
Die Freiheit, mir für unser Programm genau die Bücher aussuchen zu können, die ich auch verlegen mag. Die Vielfalt meines Arbeitstages. Das gute Zusammenspiel mit dem Team. Das Glücksgefühl, im Buchladen eins unserer Bücher zu sehen. Die vielen positiven Rückmeldungen auf Messen und per E-Mail oder Nachricht.
Wenn ich mich richtig erinnere, seid ihr in der Pandemie mit eurem ersten Programm gestartet. Hattest du Angst, dass der Verlag das nicht überlebt?
Ich habe den Verlag im Juli 2019 gegründet – damals war an die Pandemie noch nicht zu denken, sonst hätte ich mir es womöglich noch mal anders überlegt. Unser erstes Buch ist tatsächlich aber erst im Mai 2020 erschienen („Fake Out – Homerun für zwei“ von Eden Finley“), da wir ja für die Übersetzung und alle damit einhergehenden Produktionsschritte auch Zeit benötigen. Das Timing war nicht ideal – Messen fielen aus, Buchläden blieben geschlossen. Aber: Unsere Bücher haben sich durchgesetzt, das freut mich wirklich sehr. Angst um den Verlag hatte ich in den Anfangsjahren nicht, da standen wir so unter Dauerstrom, da war für Angst gar kein Platz. 😊 Auch heute gibt es ja viele Hürden – neben den großen Publikumsverlagen von den Leser:innen gefunden zu werden, erfordert viel Arbeit. Wir versuchen, immer mit einem Ohr am Puls der Zeit zu sein und flexibel zu agieren, auch mal Dinge auszuprobieren. Eine Garantie für Dauererfolg ist das natürlich trotzdem nicht. Aber wir vertrauen fest darauf, dass wir für unser Programm gute Bücher ausgesucht haben.
Was ist dir Positives nach der Gründung des Verlags passiert, womit du im Vorfeld nie gerechnet hättest?
Ich habe dieses Jahr kurz vor der Leipziger Buchmesse zwei Radiointerviews gegeben, eins für den MDR und eins für einen Radiosender im Magdeburger Raum. In Leipzig kam eine Frau zu mir an den Stand und meinte: „Ich hab sie im Radio gehört und bin extra ihretwegen heute nach Leipzig auf die Messe gekommen.“ Das hat mich tief berührt.
Was ist dein größter Wunsch für den Verlag, den du dir erfüllen möchtest?
Ich würde wahnsinnig gern das Team vergrößern, um viel mehr ausprobieren zu können, aber dafür muss natürlich auch das entsprechende Budget durch kontinuierlich hohe Buchverkäufe da sein.
Ich liebe euer Logo. Wie ist es dazu gekommen?
Danke! Wir haben ganz klassisch Logoentwürfe bei einer Designerin machen lassen, das war einer davon. Er hat uns von Anfang an sofort alle überzeugt und wir mögen unser Logo sehr.
Was macht für dich eine gute Geschichte aus?
Sie muss mich berühren, egal auf welche Weise. Ich möchte das Buch zuklappen und sagen können: „Das war schön.“ Ich persönlich tue mich sehr schwer mit großen Logikfehlern in Geschichten, oder wenn handwerklich unsauber gearbeitet wurde – zu viele Wiederholungen oder sprachliche Plattitüden.
Was ist dein aktuelles Lieblingsbuch?
Das kann ich so gar nicht sagen. Jedes unserer Bücher hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen – „Kill Game“ von Cordelia Kingsbridge zum Beispiel, weil es wie oben erwähnt zur Verlagsgründung beigetragen hat. „Fake Out – Homerun für zwei“ von Eden Finley, weil es unsere erste Veröffentlichung war. „Pros & Cons: Leo“ von A.E. Wasp, weil die Autorin damit einen wirklich überraschenden und berührenden Abschluss der Serie geschrieben hat. Die Miss-Fortune-Bücher, weil sie mir beim Übersetzen so viel Spaß machen. Ich liebe meinen Job. Aktuell vertreibe ich mir meine Tage mit Tori und ihren drei Magiern aus dem Buch „Drei Magier und eine Margarita“ von Annette Marie, das Anfang des nächsten Jahres bei uns erscheint.
Worauf freust du dich noch in diesem Jahr (Urlaub, Buchveröffentlichung, Messe, etc.)?
Auf jeden Fall auf die Buchmessen, die noch anstehen – BuchBerlin, Frankfurter Buchmesse und Thüringer Buchtage. Es ist immer schön, Leser:innen live zu erleben und zu sehen, wer unsere Bücher kauft.
Möchtest du deinen Leser*innen noch etwas sagen?
Wir freuen uns jeden Tag aufs Neue über alle, die unsere Bücher kaufen, lesen, rezensieren und weiterempfehlen. Manchmal bekommen wir E-Mails, in denen uns Leser:innen erzählen, das ein bestimmtes Buch bei ihnen etwas Besonderes ausgelöst hat, wie zum Beispiel „Unverhofft kommt oft“ aus der Eiskalt-verschossen-Reihe von Eden Finley und Saxon James. Viele haben sich in dem Buch zum ersten Mal repräsentiert gesehen und etwas über sich selbst gelernt. Zu wissen, dass wir dabei helfen konnten, macht uns sehr glücklich.
Vielen Dank an Jeannette!