Interview mit Bianca Nias
Vielen Dank an dich, Bianca, dass du dir die Zeit genommen und dich meinen Fragen gestellt hast :).
Drei Wörter die dich am besten beschreiben?
Sich selbst einzuschätzen ist ja immer mega schwierig – aber ich denke, ich bin ein sehr gefühlsbetonter, toleranter, aber auch sehr realistischer Mensch.
Warum gerade diese?
Diese drei Wörter beschreiben, was ich fühle und denke – und deshalb auch am besten, wer ich bin. Was mich sicherlich ausmacht. Ich kann mich in andere Wesen (das betrifft nicht nur Menschen) hineinfühlen und versuche, sie zu verstehen und ihre Sichtweise kennenzulernen. Dabei ist es mir enorm wichtig, unvoreingenommen zu bleiben. Die Dinge zu hinterfragen und mich nicht sofort der Meinung der anderen anzupassen, wurde mir vielleicht in die Wiege gelegt – mein Papa ist Kommunalpolitiker mit Leib und Seele und ist dafür bekannt, sich fraktionsunabhängig für das Wohl aller einzusetzen. Das hat wohl auf mich abgefärbt. Eines der schönsten Komplimente hat mir zuletzt meine Mama gemacht, als sie mir sagte: Du hast ganz viel von deinem Papa.
Eine Frage die dir vielleicht schon oft gestellt wurde und die du nicht mehr hören kannst, ich aber immer wieder interessant finde: Woher nimmst du deine Inspirationen für deine Geschichten und wie bist du auf W.A.R. gekommen?
Bei W.A.R. war es lustigerweise zuerst der Titel, der mir am 29. August 2017 (wie so oft auf einer Fahrt zur Arbeit) plötzlich vor dem inneren Auge aufgeblitzt ist. In der Bruns-Gruppe habe ich das dann gepostet.
So geht es mir mit vielen Ideen. Ich sehe irgendwo ein Foto oder höre irgendetwas – und vor mir tauchen die Grundzüge einer Geschichte auf. Ich überlege dann, ob es das schon einmal gab und je nachdem, wie fest mich das berühmt-berüchtigte Plotbunny gebissen hat und wie vehement es sich an mich krallt, bekommt die Idee auch eine Chance. Danach lege ich dann zumindest einen Ordner auf meinem PC an, wo ich dies abspeichere, denn bei mir müssen sich die Ideen leider eine Nummer ziehen und hinten anstellen …
Was war zuerst da: Die Charaktere oder der Plot?
Wie gesagt, der Titel und die Grundzüge der Handlung. Ich wollte so etwas wie das A-Team haben, allerdings mit schwulen Charakteren. Eine verrückte, etwas durchgeknallte, aber eben sehr schlagkräftige Truppe, die sich für die kleinen Leute einsetzt und den Bösen so richtig in den Arsch tritt. Daher haben sich dann die Charaktere auch ganz bewusst in Anlehnung an die Fernsehserie entwickelt, allen voran Sam und Cruz, daneben dann auch Nate, Jerry und Constantin. Ich lerne die Protagonisten aber immer erst beim Schreiben richtig kennen, indem ich herauszufinden versuche, wie sie ticken, was sie antreibt und welche Erfahrungen sie in ihrem Leben gemacht haben. Das ist immer ein spannender Entwicklungsprozess und ist auch das, was mir beim Schreiben am meisten Spaß macht.
Mit W.A.R. hast du eine Military-Reihe geschaffen, die ganz ohne Gestaltwandler auskommt. Hast du sie manchmal vermisst oder die Abwechslung herbeigesehnt?
Das W.A.R. kommt gänzlich ohne Gestaltwandler aus, weil diese hier ausnahmsweise nicht gepasst hätten – aber ich war irgendwie auch ziemlich froh darüber. Ich liebe meine Löwen und alle Gestaltwandler, aber ich mag es auch, mich ab und an von ihnen zu lösen und völlig frei etwas anderes machen zu können. Außerdem mag ich es gar nicht so sehr, nur an den Löwen festgemacht zu werden. Daher ist es traurig, dass manche Leute meine „anderen Bücher“ nicht lesen wollen, weil es eben kein Fantasy ist. Ich kann diejenigen nicht verstehen, die sagen: „Ich lese nur …“. Egal, ob Contemporary, Krimi, High oder Urban Fantasy … es kommt doch nur auf die Geschichte an und darauf, ob sie dich packen kann. Okay, bei Horror verstehe ich es, wenn man sagt, dass man das nicht lesen will, weil man sonst Alpträume bekommt – das geht mir nicht anders.
Was hat dir beim Schreiben der Geschichte besonders Spaß gemacht und was wollte nicht gelingen, so wie du es gerne haben wolltest?
Mir hat vor allem der Action-Teil sehr viel Spaß gemacht, da konnte ich mich so richtig austoben. Ich mag es, wenn es rasant zugeht, sich Ereignisse überschlagen – und dann eine Wendung kommt, mit der vielleicht niemand gerechnet hat. Außerdem war es toll, etwas zu entwickeln, das sich dem Leser erst nach und nach enthüllt, das sich wie ein Puzzle stückchenweise zusammensetzt. Dabei gibt es tatsächlich etwas, was mir in Band 1 der Reihe nicht ganz gelingen wollte und was mir selbst ein wenig Kopfschmerzen bereitet hatte – ich hatte eigentlich gar nicht vor, das Setting derart auf den Nahen Osten zu verlegen. Ich weiß nämlich, dass das gar nicht so geschickt ist, weil sich viele mit der dortigen Kultur schwertun. Aber ich kann versichern: Die Reise nach Afghanistan und Saudi Arabien war für den Beginn der Geschichte wichtig, um dorthin zurückzukehren, wo alles begonnen hat – aber im kommenden Teil soll es eher wieder in andere Regionen gehen ;).
Für welche Szene musstest du im Vergleich zu den anderen sehr viel recherchieren und wie viel hast du am Ende davon verwendet?
Ich recherchiere manche Details erst während dem Schreiben, aber eigentlich nimmt das bei mir nie viel Raum ein und kostet mich (dank Internet) wenig Zeit. Vielleicht, weil mein Fokus immer eher auf anderen Dingen liegt und es mir z.B. egal ist, welche Knarre sie gerade in der Hand haben, welches Fahrzeug das nun sein soll und so weiter. Ich recherchiere dafür immer sehr gerne die Umgebung, suche interessante Reiseberichte und mache mir darüber ein Bild von dem Land bzw. der Stadt. Dabei habe ich mich z.B. bei WAR in Cruz´ Heimatstadt San Diego in Kalifornien verliebt, da würde ich gerne mal hin. Die Szene am Anfang in dem Surf-Shop fand ich lustig – die beschriebenen Strände Bird Rock (bei den vollgekackten Felsen), Windansea und Black Beach gibt es dort wirklich, die Beschreibung stammte aus einem Artikel in einem Surfer-Magazin.
In W.A.R. konzentriert sich die Handlung mehr auf die Beziehung von Sam und Cruz, als auf den Sex. Haben sich deine Charaktere nur geziert oder hast du dich bewusst dafür entschieden?
Also, der Sex stand zumindest beim W.A.R. eher ein bisschen im Hintergrund. Es muss ja auch immer passen. Viel schöner ist es oft, sie erst richtig zusammenrasseln zu lassen, Konflikte auszulösen, die emotionalen Verwicklungen und Verwirrungen zu beschreiben – und darüber die Liebesgeschichte zu entwickeln. Ich finde es spannend, mitzuerleben, wie und warum man sich in eine andere Person verliebt und was das bei einem auslöst. Es gibt ja auch nichts Schöneres als die Liebe :).
Einzig und allein bei meinem neuen Buch, bei den Carter May Studios, habe ich in Bezug auf den Sex so richtig die Sau rausgelassen und mich ganz gezielt dort ausgetobt. Auch das mag ich ab und an ;).
Kennst du das Spiel „Kiss, Marry, Kill“? Du darfst zu jedem Punkt einen Charakter auswählen. Wen würdest du aus W.A.R. küssen, heiraten und töten :D?
Ach du Sch… Okay, küssen würde ich am liebsten Sam ;). Der Kerl ist meine Kragenweite, ich liebe solche schweigsamen, vielleicht sogar ein bisschen unnahbar wirkenden Charaktere. Heiraten würde ich ihn dann auch vom Fleck weg, wenn ich es nicht schon wäre. Und töten? Um Gottes Willen … keinen einzigen aus der Truppe! Nun gut, wenn es sein muss, opfere ich höchstens einen Bösewicht. Der namenlose Blonde, der Sam am Anfang niedergeschlagen und Josy entführt hat, würde sich dafür hervorragend eignen, den kann ich sowieso nicht leiden :).
Wenn eins deiner Bücher verfilmt werden würde, welches sollte es sein?
Einen Tajo-Film könnte ich mir gut vorstellen ;). Mit Chris Hemsworth in der Hauptrolle *hust. Der war auch optisch das Vorbild für meinen Löwenmann und in seiner Rolle als Thor maßgeblich für mein Kopfkino verantwortlich … Aber auch das W.A.R. würde sich dafür eignen. Cruz ist in meinem Kopf so eine Mischung zwischen einem jungen Antonio Banderas und Enrique Iglesias – da würde sich doch sicherlich eine passende Besetzung finden lassen.
Die drei beliebtesten Genres der Deutschen sind Krimis, Thriller und Ratgeber (laut einer repräsentative Umfrage von 2017). Könntest du dir vorstellen einen Roman in einem dieser Genres zu schreiben?
Krimis lese ich zwar kaum, bewundere aber Autoren, die so etwas schreiben können. Man muss dabei viel Gespür für den Aufbau einer Geschichte haben und darf sicherlich nicht einfach so drauf los schreiben. Thriller mag ich weniger, weil ich immer so sehr mit den Figuren leide, ihre Angst und ihre Schmerzen spüre … das wäre dann beim Schreiben sicherlich eine riesige Tortour. Bei den Ratgebern finde ich es lustig, dass die offenbar so gerne gelesen werden. Nun ja, ich habe zumindest im letzten Jahr einen Ratgeber für Autoren geschrieben, wie man steuerlichen Dinge, die einem bei der Veröffentlichung begegnen, handhabt. Das war für mich reiner Selbstzweck, weil ich ja wegen meines Berufs als Finanzbeamtin so oft nach Umsatzsteuer und Einkommensteuer gefragt werde und jetzt sagen kann: Kauf dir einfach mein Buch, da steht alles drin …
Wenn du mal eine Flaute oder Schreibblockade hast, was unternimmst du dagegen?
Oh ja, das habe ich zuletzt öfter gehabt. Nach dem W.A.R. hatte mich eine echt fiese Schreibblockade erwischt, bei der wochenlang gar nichts ging. Ich habe mich dann bei meinen Freundinnen ausgeheult ;). Zum Glück habe ich über meine Bücher viele wundervolle Bekanntschaften geschlossen und echte Freunde gefunden, die für mich da sind, mich motivieren, mich wieder aufbauen und mir einen Tritt in den Allerwertesten verpassen. Es hat sich dann herausgestellt, dass ein gesundheitliches Problem dafür verantwortlich war, dass ich im Herbst letzten Jahres ziemlich down und antriebslos war, mich kaum konzentrieren konnte und nichts so recht gelingen wollte. Seitdem ich das weiß und etwas dagegen unternehme, geht es mir bedeutend besser – und seitdem läuft es auch wieder ganz ordentlich.
Außerdem versuche ich, mich unabhängig vom Erfolg oder Misserfolg eines Werkes auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf das, was mich überhaupt zum Schreiben gebracht hat. Back to the roots. Es geht nämlich viel mehr darum, beim Schreiben dieses tolle Gefühl zu haben, wenn sich die Geschichte zusammenspinnt, sich die Charaktere formen und auch weiterentwickeln. Dafür macht man das. In dem Moment, wo man sich fragt, was der Leser gerne dort stehen haben würde und sich danach richtet, kann es eigentlich nur in die Hose gehen.
Welches deiner Bücher würdest du Lesern empfehlen, die noch nichts von dir gelesen haben?
Das ist immer schwierig, weil die Leute oft einen ganz bestimmten Lesegeschmack haben. Aber ich denke, ich habe mittlerweile für fast jeden Geschmack ein passendes Buch parat. Die Bruns-Reihe und die Navy Seals sind dabei unerreicht, daher kann ich sie eigentlich jedem empfehlen. Vor allem denjenigen, die sagen, dass sie keine Gestaltwandler mögen ;). Echt jetzt, solche Leute gibt es wirklich! *gg
Möchtest du etwas deine Leser fragen oder ihnen sagen?
Ich danke euch von Herzen, dass ihr meinen Veröffentlichungen folgt und diese auf eurem Reader oder im Bücherregal landen.
Außerdem freue ich mich immer, wenn ich über irgendwelche Kanäle mitbekomme, dass meine Bücher gelesen werden und ich es vielleicht auch geschafft habe, den Leser für ein paar Stunden aus dem Alltag zu entführen und in meine Gedankenwelt hineingezogen zu haben. Der Lohn für die viele Arbeit, die in einem solchen Buch steckt, besteht weniger in dem Geld, das auf dem Bankkonto landet – er besteht vielmehr in der Reaktion auf das, was man geschaffen hat.
Daher appelliere ich auch gerne bei dieser Gelegenheit, wie so oft, an meine Leser: Gebt uns Autoren ein Feedback. Es gibt kaum eine größere Motivation, als wenn über das Buch gesprochen und es besten Falls weiter empfohlen wird. Oder auch, wenn mal eine konstruktive Kritik zurückkommt, was man besser machen kann. Das kann sowohl über eine Rezension als auch über eine kurze Nachricht sein.
Egal wie – es spornt jeden Autor unwahrscheinlich an und auf diese Weise verhilft sich der Leser selbst zu immer neuem Lesestoff ;).
Um am Gewinnspiel teilzunehmen, sollt ihr heute mal keine Frage beantworten, sondern Bianca selber eine oder mehrere stellen. Beachtet: Für den Lostopf ist die Anzahl der Fragen unerheblich. Es gibt nur ein Los pro Teilnehmer. Weitere Informationen findet ihr hier: W.A.R.-Week Übersicht
Biancas Antworten werden zusammen mit der Gewinnerbekanntgabe in einem extra Beitrag gepostet.