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„Espresso im Herzen“ ist dein vierter Roman innerhalb von drei Jahren. Was hat dich zum Schreiben bewegt?
Meine Geschichte ist nicht ungewöhnlich, sie beginnt mit: Ich habe schon immer geschrieben. Mit 14 Jahren war zum ersten Mal der Wunsch, Autorin* zu werden, aber am Ende habe ich Fan Fiction geschrieben oder mir mit Freund*innen stundenlang Stories ausgedacht.
Der Antrieb dazu, Bücher zu publizieren, kam 2020, als mir die ewig reproduzierten Stereotypen und Klischees von queeren Menschen wirklich zum Hals raushingen. Ich wollte einen Unterschied machen und etwas dazu beitragen, dass sich in den Medien etwas ändert.
Vielleicht bin ich nur ein kleines Rädchen, aber ich bewege mich in die richtige Richtung.
Was ist dir beim Schreiben besonders wichtig?
Ich möchte Geschichten schreiben, die nicht nur auf Stereotypen und Klischees basieren. Hierbei meine ich nicht, dass es in Liebesromanen um Liebe geht oder das man in einem Roman in Italien Pizza isst. Ich spreche von der generalisierten Darstellung von Menschen. Mir ist es schleierhaft, wieso solche diskriminierenden Darstellungen gefeiert und nicht verurteilt werden. Es sind sehr einseitige Darstellungen, die oft kaum Raum für Individualität lassen.
Du beschreibst sehr bildhaft und intensiv die Landschaft, die Mentalität der Einwohner*innen und das Flair am Comer See. Bist du schon selbst dort im Urlaub gewesen oder hast du dich vorher nur sehr genau eingelesen?
Der Comer See gehört zu meinen liebsten Orten. Meine Frau und ich sind regelmäßig dort – aber nicht nur. Durch meine Urlaube habe ich dort auch Kontakte in die queere Community knüpfen können.
Welche Gefühle hast du beim Schreiben empfunden?
Die Teile, die ich in Deutschland geschrieben habe, haben Vorfreude aufs nächste Mal geweckt. Tatsächlich ist ein Großteil von »Espresso im Herzen« in Bellagio entstanden.
Italien verbinde ich mit Ruhe, laue Sommerabende mit Freund*innen und eine alte Kultur, die man überall erkunden kann. Die politische Situation ist eine andere Sache, die ich hier unerwähnt lasse.
Du sprichst in der Geschichte und auch im Nachwort an, wie schwer es für Einheimische in Italien sein kann, sich zu outen. Wie hast du dich darüber informiert?
Da ich selbst queer bin, habe ich den Kontakt zu der italienischen Community gesucht. Meine eigenen Erfahrungen vor Ort und auch Recherche gehörten natürlich auch dazu.
Gibt es etwas, was wir hier in Deutschland oder von hier aus für die queere italienische Community tun können?
Mein Anliegen ist vor allem, dass Menschen nicht nur an einen tollen Urlaub denken, sondern sich auch mit den Menschen vor Ort befassen. Wenn ich in Deutschland regelmäßig auf CSDs gehe und mich als Ally bezeichne, wieso sind mir dann queere Menschen in anderen Ländern egal?
Damit meine ich nicht, dass wir nicht mehr verreisen sollten, sondern, dass es einen Unterschied macht, wenn wir uns darüber informieren.
Eine für Matteo sicherlich wichtige Frage: Wie isst du deine Pizza am Liebsten und magst du Pizza Hawai?
Marinara: Tomatensauce, Oregano, Knoblauch und Öl. Manchmal lasse ich Pilze drauflegen. Der Teig ist traditionell vegan, das ist für mich insoweit wichtig, da ich vegan lebe.
Wie kam dir die Idee zu dieser Geschichte?
Das war ein Lied im Supermarkt, das damals in den Top 10 war. Zum Leidwesen meiner Frau haben wir das auf der Heimfahrt stundenlang gehört,board geschrieben.
Hast du eine Lieblingsszene oder ein Lieblingszitat in der Geschichte?
Mir hat es sehr viel Freude bereitet, Marco und Matteo dabei zu begleiten, wie sie ihre Gefühle zueinander entdeckt haben. Es geht um Familie, Outing und Mut. Die beiden haben eine bewegende Geschichte, die ich sehr gerne begleitet habe.
Ein Zitat, das dazu passt, wäre dies hier:
„Vielleicht, weil ich es selbst gerne anders hätte. Heteros tragen ihre Zuneigung nach außen. Am Hafen von Bellagio siehst du Paare Arm in Arm, Hand in Hand. Sie posieren küssend für ein Foto, ohne darüber nachzudenken, wer sie sehen könnte.“ Er seufzt und sein Kopf sinkt etwas tiefer zwischen seine Schultern. „Ich könnte das nicht, ohne mir Gedanken zu machen, was über meine Familie gesagt wird.“
„Du lebst hier. Dagegen bin ich auch nur ein Besucher. Aber eine Beziehung ist so viel mehr, als es für den Rest der Welt sichtbar zu machen.“
Schreibst du schon an was Neuem und wenn ja, magst/kannst du uns schon etwas darüber verraten?
Der nächste Roman wird etwas ernster und führt uns wieder zurück nach Deutschland. Es geht um gesunde Beziehungsstrukturen und es wird ein Wiedersehen mit bereits bekannten Charakteren geben. Viel mehr kann ich noch gar nicht verraten :)
Gibt es etwas, dass du deinen Leser*innen sagen möchtest?
Ihr seid wundervoll, genauso, wie ihr seid. Egal, ob ihr offen queer lebt, euch noch nicht outen könnt, Allies oder einfach Menschen, die Lust auf queere Geschichten haben. Ich wünsche jeder* und jedem* von euch eine wundervolle eigene Geschichte, in der ihr all das Glück findet, das ihr euch wünscht.
Danke, dass ihr mit meinen Charakteren und mir auf die Reise geht.
Vielen Dank Jess!