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Interview mit Autorin* Jess Schönrock

Posted in Aktionen

Im Rahmen der Aktion „Schnitzeljagd que(e)r über den Regenbogen“ durfte ich Jess Schönrock ein paar Fragen zu sich stellen.

Jess Schönrock

Kommunikativ – Empathisch – Direkt

Website: Jess Schönrock

Instagram: Jess Schönrock

Du veröffentlichst deine Bücher als Selfpublisherin*. Was gefällt dir daran?

Ich war schon immer jemand, die gerne die Dinge selbst in die Hand genommen hat. Natürlich mache ich im Selfpublishing nicht alles ganz alleine, sondern kooperiere mit professionellen Dienstleister*innen, aber auch hier habe ich die Wahl, mit wem ich arbeite. Diese Freiheit lässt mir das Selfpublishing und ich genieße es sehr.

Gibt es Hürden, die das Veröffentlichen im Selfpublishing erschweren?

Der Literaturmarkt ist ein Gatekepper, angefangen von Buchhandlungen über Veranstalter*innen und nicht selten auch Konsument*innen. Natürlich hat sich auch schon viel getan und in jeder oben genannten Kategorie gibt es bereits Menschen, die mehr sehen als Vorurteile gegenüber Selfpublishing. Ich würde mir wünschen, dass diese verallgemeinerten Klischees und Stereotypen, die Selfpublisher*innen anhaften irgendwann verschwinden. Dazu können wir als Autor*innen beitragen und uns zusammenschließen, um aufzuklären.

Du bist Workshopleiterin*, Referentin* und Key-Note-Speakerin*. An wen richtet sich deine Arbeit und was genau machst du oder bietest du an?

Eigentlich wollte ich immer nur Geschichten erzählen. Früher in Form von Fiction oder im LARP am Lagerfeuer für die Ritterschaft. Als ich mich dazu entschieden habe zu publizieren, wurde mir jedoch schnell bewusst, dass dies nicht ausreicht, um mein Ziel zu erreichen. Ich möchte Medien schaffen, die respektvoll mit marginalisierten Gruppen und Menschen umgeht. Aus meinem Ehrenamt, der Aufklärungs- und Bildungsarbeit LSBTQIA* fließt sehr viel in meine Romane. Durch die Gespräche auf Lesungen und mit Lesenden habe ich mitbekommen, dass noch sehr viel Unwissenheit und vor allem Unsicherheit herrscht.
Workshops und Vorträge zu Medienkompetenz, LSBTQIA* Aufklärungs- und Bildungsarbeit sowie männlichen und weiblichen Rollenbildern machen mir sehr viel Spaß, weil sie etwas bewegen können und ich Menschen dabei begleiten darf, wie sie neue Horizonte erreichen.
Ich arbeite sowohl mit Jugendlichen als auch Erwachsenen zusammen. Meine Angebote richten sich an Menschen, die sich als hetero und/oder cis identifizieren als auch queeren Menschen.

Was liebst du an deiner Arbeit?

Das ich etwas bewegen kann. Meine Arbeit ist nicht dazu da, Menschen zu überzeugen, sondern ihnen die Möglichkeit geben etwas neues zu erfahren. Das gilt sowohl für meine Geschichten als auch für meine Workshops.
Außerdem liebe ich die emotionalen Momente, wenn ich beispielsweise Lesende mehrmals treffe und dann höre, dass meine Arbeit etwas in ihrem Leben verändert hat.

Würdest du sagen, deine Arbeit beeinflusst dein Schreiben oder vielleicht auch umgekehrt?

Mein Leben hat meine Art zu schreiben sehr beeinflusst. Ich bin ein Kind meiner Zeit, erzogen mit demselben vorurteilbehafteten Denken wie viele andere von uns. Irgendwann wollte ich meine Geschichten und mich dem nicht mehr unterwerfen und habe begonnen umzudenken. Respektvolle Darstellung von marginalisierten Gruppen, diskriminierungsselnsible Sprache und Aufbruch von Rollenbildern habe ich erst lernen müssen.
In diesen Punkten bilde ich mich auch stetig weiter, denn wenn ich etwas dafür tun kann, dass wir in Zukunft eine respektvollere und wertschätzendere Medienlandschaft formen, dann möchte ich mein Bestmögliches tun daran mitzuarbeiten.

Wenn auf einer Skala 0 für keine queere Repräsentation und 10 für wertschätzende Repräsentation in den deutschen Medien steht, wie schätzt du die aktuelle Lage in Deutschland ein?

Das lässt sich gar nicht so leicht auf einer Skala messen. Wir sind schon sehr viel weiter als vor beispielsweise 20 Jahren. Die queere Kunst-, Kultur- und Medienlandschaft ist keine Sub-Kultur mehr. Allerdings sind wir noch ein Stück davon entfernt, dass wir eine gleichwertige mediale Repräsentation haben. Um weiterzukommen, benötigt es auch im Bereich Medien mehr Aufklärungsarbeit und Offenheit. In Film- und Fernsehen ist der Umgang mit (queerer) Diversität viel weiter als in der Literatur.
Leider gilt es noch immer als Schwäche sich Hilfe von z.B. Diversity Berater*innen oder Sensitivity Reader*innen zu holen.

Gibt es etwas, dass du dir explizit für die Buchbranche wünscht?

Das wir endlich im Jahr 2023 ankommen. An manchen Stellen fühle ich mich noch wie in den 50ern.

Welche(s) Genre liest du am Liebsten?

Das ist ganz unterschiedlich. Aktuell lese ich eine Mangareihe. Der letzte Band ist kürzlich erschienen, aber ich traue mich gerade nicht, das letzte Kapitel zu lesen…

Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Ich bin Produkttesterin* der Koch- und Backkünste meiner Frau! Außerdem verreise ich gerne oder gehe wandern.

Worauf freust du dich noch in diesem Jahr (Urlaub, Buchveröffentlichung, Messe, etc.)?

Im Herbst habe ich eine Fortbildung für queeres Leben in der systemischen Beratung, darauf freue ich mich seit fast einem Jahr. Dort erwarte ich viel neuen Input und neue Kontakte. Darüber werde ich ganz sicher auf Instagram erzählen :)

Vielen Dank an Jess Schönrock!

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