„The A-Files – Die Amazonen Akten
Hrsg. Sascha Eichelberg
Talawah Verlag
vrsl. Erscheinungsdatum im Juni 2019
erscheint als E-Book und Print
Da es noch keinen Klappentext gibt, hier eine grobe Info worum es in der Anthologie geht.
Aus über 250 Einsendungen wurden 32 Geschichten ausgewählt, die nun in „The A-Files“ veröffentlicht werden. Das Thema war, wie der Titel vermuten lässt, Amazonen. Jedem war es freigestellt, wie er Amazonen interpretierte. Da ich nicht weiß, worum es genau in den anderen Geschichten geht, könnte jedes Genre vertreten sein
Ich habe mich für eine lesbische Protagonistin entschieden, die in einer Gemeinschaft von Kriegerinnen aufwächst und lebt und den Traditionen gerecht werden muss.
Leseprobe zu meiner Geschichte „Das Ritual“
Bu-Bum. Bu-Bumm.
Bumm. Bumm. Bumm.
Bu-Bumm. Bumm.
Das rhythmische Schlagen der Trommeln lässt den Boden vibrieren und die Natur erzittern. Es erhebt sich in die sternlose Nacht und verkündet die Botschaft: Die Jagd beginnt.
Ein paar Tage zuvor
„Du machst dir viel zu viele Gedanken, Aamina. Du wirst das schaffen!“
Das wagte ich zu bezweifeln. Schon seit Tagen gab es in der Gemeinschaft kein anderes Thema mehr außer das Ritual. Alle waren aufgeregt und voller Vorfreude. Allein bei dem Gedanken daran krampfte sich mein Magen zusammen und Übelkeit stieg in mir hoch. Nein, ich war nicht bereit und würde es wahrscheinlich auch nie sein.
Obwohl ich mich in den letzten Monaten von meiner Mentorin in der Geschicklichkeit des Nahkampfes, der Geschmeidigkeit im Umgang mit Waffen, der Schnelligkeit des Tötens und der Kunst der Verführung hatte ausbilden lassen, fühlte ich mich so unsicher wie am ersten Tag meiner Lehre. Meine Mentorin hingegen war in allem herausragend. Vor allem die Verführung beherrschte sie wie keine andere Amazone unseres Stammes.
Auch ich war ihr verfallen, was weniger an ihrem Aussehen, sondern an ihrer Ausstrahlung lag. Sie konnte der Fels in der Brandung sein, oder die Brandung selbst. Ihr warmer Blick konnte in dem einem Moment eHerzen schmelzen und im nächsten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie war wie eine geschmeidige Raubkatze, die aus einem Spiel sehr schnell Ernst machen konnte. Die einerseits sanftmütig war und andererseits mit Unerbittlichkeit töten konnte. Eine wahre Amazone.
Ich war nichts von alldem. Meine Bemühungen waren im besten Falle befriedigend, jedenfalls in den Augen meiner Mutter. Sie war die emotionslose Kriegerin, die sich jedem Kampf ohne Furcht, wenn nicht sogar mit Vorfreude, stellte und sie hatte dem Stamm Ruhm und Ehre gebracht. Wir waren eine Gemeinschaft, vor der jeder Feind Angst hatte, und sie war unsere Anführerin. Jeder zollte ihr Respekt.
Diese Fußstapfen waren zu groß für mich. Ich konnte mich so sehr anstrengen wie ich wollte, es half nichts. Denn ich hatte Angst. Angst vor der letzten Prüfung. Angst zu versagen. Angst davor, Spott über meine Mutter und meine Mentorin zu bringen. Doch was sollte ich tun? Was für die anderen eine Ehre war, ihnen Spaß und Freude bereitete, war für mich ein Albtraum. Ich fürchtete nichts mehr, als den Tag des Rituals. Nur noch wenige Tage und ich musste beweisen, dass auch ich eine wahre Amazone war.
»Aamina.«
Zart geflüstert hörte ich meinen Namen und drehte mich zu Acanta, meiner Mentorin. Sie war mir eine gute Freundin geworden, der ich fast alles erzählen konnte. Und obwohl wir in den letzten Monaten so viel Zeit miteinander verbracht hatten, konnte ich ihr nicht gänzlich alles anvertrauen. Sie kannte vielleicht meine Stärken und Schwächen, aber nicht meine wahren Gefühle…