Du hast die Leseprobe zum Buch im Rahmen der Schnitzeljagd gelesen und/oder möchtest einfach mehr über das Buch erfahren? Dann bist du hier genau richtig!
Stand der Titel von Anfang an fest? Ich liebe das Wortspiel mit „Hell“ und frage mich, ob das Absicht ist?
Ja, das ist Absicht – wie schön, dass es dir auffällt! Tatsächlich stand der Titel schon lange fest, bevor ich mir das Buch überhaupt komplett ausgedacht hatte und ich freue mich sehr, dass der Verlag ihn übernommen hat.
Was hat dich zu der Geschichte inspiriert?
Eine Dokumentation über einen Wikingerkönig, von dem sich später herausstellte, dass er eigentlich eine Königin war. Jahrzehnte lang hatten Archäologen von dem reichen Grab auf das Geschlecht geschlossen – wer so ehrenvoll bestattet wurde, der muss ein Mann gewesen sein. Moderne DNA-Analysen haben das 2017 widerlegt und uns gezeigt, dass Wikingerinnen nicht nur gekämpft haben, sondern ganze Clans anführten.
Da habe ich mich gefragt: Wie viele Fehlschlüsse sind in der Geschichtsschreibung noch gemacht worden? Was haben (männliche) Forscher vor Jahrhunderten falsch interpretiert, das wir noch immer glauben? Und wie wurden aus den furchtlosen Wikingerinnen angepasste Frauen, die sich dem Patriarchat unterordneten?
So wurde die Idee zu Hell geboren …
Feminismus spielt auch in diesem Buch eine zentrale und wichtige Rolle. Stand für dich von Anfang an fest, darüber so intensiv zu schreiben?
Ja. Feminismus begleitet und beschäftigt mich sehr und ich fand es wichtig, ein Buch zu schreiben, das aufzeigt, was der Feminismus (im optimalen, intersektionalen Fall) möchte, nämlich Gleichberechtigung für alle, was aber auch schief gehen kann und dass eine weibliche Übermacht keinesfalls die Lösung ist.
Warum hast du dich für eine Sage über Schweden entschieden und das Land als Schauplatz?
Ich finde die nordische Mythologie total spannend, weil Götter und Menschen gar nicht so streng voneinander getrennt werden. Das habe ich im Buch genutzt und meine eigene Sage entwickelt, die aufgrund der echten historischen Ereignisse am besten nach Schweden passte.
Musstest du viel für den Inhalt recherchieren?
Ja. Die Idee zu Hell habe ich in einem der ersten Lockdowns entwickelt, damals hat es mir sehr geholfen, mich mit vielen Büchern, Dokumentationen und Websites über Schweden und nordische Sagen von allem um mich herum abzulenken. Und dann bin ich, als es wieder möglich war, auf Recherche-Reise nach Göteborg und Stockholm gefahren! Das war eine ganz tolle Erfahrung. Ich habe mir sehr viele Museen angeschaut und hatte am Ende das Gefühl, ein wirklich fundiertes Verständnis von Schweden, den Wikingern und der Sagenwelt zu haben. Und die vielen Zimtschnecken, die ich auf der Suche nach dem besten Café Stockholms ganz uneigennützig probiert habe, waren natürlich auch sehr hilfreich für den kreativen Prozess. 😊
War dir bei der Auswahl der Namen für deine Protagonistinnen deren Bedeutung wichtig? Oder hast du nur geschaut welcher Name am besten passt.
Normalerweise suche ich einfach nach einem Namen, der sich für den betreffenden Charakter richtig anfühlt. Aber bei Hell floss noch sehr viel mehr in die Namensgebung hinein. Sie trägt den Namen der nordischen Göttin des Todes, Hellea, und das nicht ohne Grund. Und auch ihr Nachname ist nicht aus Zufall gewählt: Hell heißt mit Nachnamen Curtens, nach einer der vielen Frauen, die in Deutschland als Hexe verbrannt wurde.
Wie viel von dir selbst findet sich in der Geschichte?
Als Autor*in bringt man immer einen gewissen Eigenanteil mit in die Geschichte. In We will give you Hell ist das für mich die Wut meiner Protagonistin und ihr Umgang damit. Ich wusste lange nicht, warum es mir so schwer fiel, eine wütende Protagonistin zu schreiben, bis mir klar wurde, dass ich selbst gar keinen Kontakt zu dem Gefühl habe. Dass Wut etwas ist, das die meisten Frauen unterdrücken, weil wir den Umgang damit nicht gelernt haben. Welche Ängste dahinterstecken, die eigene Wut als Frau offen zu zeigen, weil wir das Risiko eingehen, nicht mehr gemocht oder akzeptiert zu werden. Wen das Thema interessiert, der sollte sich das Sachbuch Speak Out von Soraya Chemaly anschauen, die viele spannende psychologische Studien zum Thema weibliche Wut gesammelt und erklärt hat.
Welcher Charakter hat dir besonders viel Spaß beim Schreiben gemacht oder dir viel abverlangt?
Eigentlich alle. 😊 Jede der Frauen im Dorf von Vekja hat ihre eigene Geschichte, die repräsentativ für so viele Frauen da draußen steht. Die Möglichkeit zu haben, das so zu schreiben hat mir total viel Spaß gemacht, mich aber auch immer wieder vor Herausforderungen gestellt, wenn ich über Dinge geschrieben habe, von denen ich persönlich nicht betroffen bin. Gruppen nicht adäquat zu repräsentieren wäre mein größter Alptraum, aber ich hatte da sehr viel Rückhalt von meinem Verlag und von Testlesenden, was mich bestärkt und die Geschichten hoffentlich authentisch gemacht hat.
Hast du eine Lieblingsszene?
Ja, die Mitsommernacht. 😊
Könntest du dir vorstellen noch weitere Bücher rund um Hell und die Frauen zu schreiben?
Eigentlich ist Hell ein absichtlicher Einzelband, aber wer weiß, vielleicht finden wir uns ja doch noch einmal im We will give you Hell Universum wieder …
Worauf können sich Leser*innen als nächstes von dir freuen. Magst/Kannst du was verraten?
2024 erscheint mein neues Buch! Es wird wieder Urban Fantasy und dieses Mal verschlägt es uns nach Irland. 😊
Hast du die Geschichte von Hell geschrieben, bevor du einen Verlag gefunden hattest? Wenn ja, wie gestaltet sich die Verlagssuche?
Ich hatte ein sehr ausführliches Exposé und ungefähr die Hälfte des Buches fertig, als wir Hell den Verlagen angeboten haben. Meiner Erfahrung nach ist es als Erstautor*in nötig, das Buch fertig geschrieben zu haben, bevor man es anbietet. Sobald schon Bücher auf dem Markt sind, reicht meistens ein Exposé und eine Leseprobe, aber das ist ganz individuell.
Vielen Dank Lina!