Hass ist ein starkes Gefühl und egal, ob nach außen auf das Umfeld oder nach innen auf sich selbst gerichtet, kann er viel Schmerz und Leid bringen. Doch was passiert, wenn man ihn überwunden hat? Das erfahren wir in diesem Buch.

„Café con Lychee“
Emery Lee
CroCu Verlag
9783987431203
16,-€/10,99€
* Rezensionsexemplar *
Klappentext: Theo Mori und Gabriel Moreno haben sich nie verstanden. Ihre Eltern führen rivalisierende Geschäfte – ein asiatisch-amerikanisches Café und eine puerto-ricanische Bäckerei. Und damit nicht genug: Gabis Ungeschicklichkeit hat das Fußballteam, in dem sie beide spielen, schon unzählige Siege gekostet. Da Gabi es nicht wagt, offen über seine Sexualität zu sprechen und seine Träume zu verfolgen, sieht er seine Zukunft in der Bäckerei. Theo trägt schwer am Gewicht familiärer Erwartungen: Um überhaupt daran denken zu können, Vermont endlich hinter sich zu lassen, muss er dafür sorgen, dass die Lebensgrundlage seiner Eltern gesichert ist. Als ein „Fusion Café“ die Existenz beider Familienbetriebe bedroht, müssen Theo und Gabi sich einer unerfreulichen Wahrheit stellen: Sie können ihr jeweiliges Ziel nur erreichen, wenn sie zusammenarbeiten. Gemeinsam kochen sie einen Plan aus: die geheime Operation „Snack-Verkauf in der Schule“, mit der sie Kunden zurückgewinnen wollen. Doch können sie ihre Streitigkeiten lange genug beiseitelassen, um die Läden ihrer Eltern zu retten?
Bevor ich davon schwärme, wie sehr mir die Geschichte gefallen hat, muss ich gestehen, dass ich Theo eine ganze Weile nicht ausstehen konnte. Er war selbstzentriert, egoistisch und irgendwie auch kaltherzig. Das lässt seine Charakterentwicklung im weiteren Verlauf natürlich besonders hervorstechen. Doch was die eigene Entwicklung angeht, steht Gabriel dem in nichts nach. Aus dem Klappentext erfährt man, dass Gabriel nicht geoutet ist, aber es geht noch weiter. Es fällt ihm persönlich schwer, sich einzugestehen, dass er auf Jungs steht, und macht sich deswegen selber fertig. In diesem Buch geht es nicht nur um Homophobie aus dem Umfeld, sondern auch um internalisierte Homophobie. Und das zu lesen war immer wieder hart.
Emery Lee lässt die beiden Jugendlichen nicht nur die Rivalität ihrer Eltern ausfechten, sondern gibt ihnen auch Zukunftsängste und Familienkonflikte mit auf den Weg. Und doch liest sich „Café con Lychee“ nicht so schwer, wie man annehmen könnte. Dank kurzer Kapitel, die aus der Sicht von Theo und Gabriel erzählt werden, fiel es mir leicht, nur so durch die Geschichte zu fliegen, und natürlich wollte ich wissen: Können die beiden Jungs die Cafés ihrer Eltern retten? Wie wird es um ihre Beziehung zueinander stehen und wer werden sie am Ende des Buches sein? Auf jeden Fall lernen wir, wie wichtig Kommunikation ist und welche Macht Worte haben, im positiven, wie auch im negativen Sinne.
Mir hat die Geschichte wirklich sehr gefallen, auch wenn ich, wie gesagt, Theo am Anfang nicht leiden konnte. Ein gelungenes Jugendbuch, das zeigt, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, und dass Kommunikation das Leben einfacher machen kann.
Ich möchte zum Schluss ein Zitat aus dem Buch mit euch teilen. Wer es gesagt hat, verrate ich nicht. „Hass drückt sich nicht allein in Worten aus. Er zeigt sich auch im Schweigen, wenn ein anderer seinen Hass in der Welt versprüht, in einem zustimmenden Nicken oder darin, dass jemand dieses Gedankengut überhaupt in seinem Kopf duldet.“ S. 274, Z. 20
So wahr und sehr wichtig, gerade in unserer jetzigen Zeit!