Hallo ihr Lieben,
vielleicht erinnert ihr euch noch an meinen Beitrag zur Frankfurter Buchmesse? Dort habe ich zwei Künstlerinnen getroffen, die bezaubernde Karten mit queeren Motiven entwerfen und herstellen. Sie haben PABUKU gegründet und sich im Interview vorgestellt, welches ich euch heute präsentieren kann. Entschuldigt, dass es ein wenig lang geworden ist, aber ich finde jeden Punkt interessant. Ich wünsche euch viel Spaß und hoffe, euch gefallen die Karten genauso sehr wie mir :).
Bitte stellt euch und PABUKU kurz vor.
Links: Ich bin Ute Baurecker. Ich habe langjährige Erfahrung im Verkauf von Handmade Produkten und eine Ausbildung als Bildhauerin und in neuen Medien. Jetzt arbeite ich mit PABUKU, mit Ulla Klopf zusammen.
Rechts: Ich bin Ulla und ich bin gelernte Grafikerin, mache das seit über 20 Jahren und habe mit der Ute 2013 begonnen Postkarten, Geschenkanhänger, Geschenkpapier zu entwerfen und zu produzieren.
Letztes Jahr kam dann die Idee Klappkarten/Doppelkarten mit dem queeren Kontext zu entwerfen. Wir haben uns relativ bald entschieden, uns auf diese neue Linie zu konzentrieren. Mit dieser Entscheidung sind wir wirklich sehr glücklich obwohl wir sie uns nicht leicht gemacht haben. Wir haben lange recherchiert und geschaut was es auf dem Markt gibt und haben festgestellt, es gibt nicht viel im queeren Bereich. Und das was es gibt, ist eher sehr plakativ. Wir haben uns überlegt, wir wollen Karten die man leicht in den Geschäften bekommen kann. Nicht nur für Leute, die selber Teil der Community sind, sondern auch für deren Freunde, Verwandte etc. Es ist sozusagen unsere Mission.
Und um es kurz zu beschreiben: Die Inhalte der Karten sind sehr subtil. Es sind teilweise Worte, oder Symboliken, die für die Menschen, die Teil der Community sind ganz klar sind und trotzdem denen gefallen, die kein Teil davon sind. Zum Beispiel:Seepferdchen/Manatee
Die Motive geben jedem einen persönlichen Interpretationsspielraum. Wir haben uns bei jedem Motiv genau überlegt, warum und wieso wir es machen wollen und haben versucht, jetzt nicht in die typischen Schubladen zu tappen, aber vielleicht schon mal ein Klischee zu übersteigern, sodass man darüber lachen kann. Und das Feedback, dass wir seit über einem Jahr bekommen, seit die Karten am Markt sind, gibt uns Recht mit unserer Entscheidung,wie wir unsere Ideen umsetzen. Unsere Karten kommen ganz breit in der Bevölkerung an und sind in verschiedenen Shops zu bekommen, zum Beispiel in Buchläden, Papeterieläden, Museumsshops, Designshops, aber auch in Blumenläden oder sogar in einer Porzellanmanufaktur (Wien), wo einfach zu schönen Geschenken/schönen Produkten eine schöne Karte dazu passt. Und wir haben versucht, nicht nur für gleichgeschlechtliche Hochzeiten/Verpartnerungen Karten zu machen, sondern auch andere Themen mit hinein zu nehmen um bewusster damit umzugehen. Zum Beispiel die Babykarte nicht rosarot und himmelblau zu machen, sondern das einfach aufzulösen. Und wie gesagt, wir sind einfach immer wieder glücklich über das Feedback, welches wir von unterschiedlichen Leuten bekommen. Oder wie die Leute die Karten interpretieren und Spaß damit haben. Von vielen Kunden aus dem Handel haben wir schon das Feedback bekommen, dass Leute vor Karten mit einem breiten Lächeln stehen. Was gibt es Schöneres? Und dass die Karten einen gewissen Sammlereffekt auslösen und selten die Leute nur mit einer Karte aus dem Laden gehen, meistens mit zwei, eine zum Behalten und eine zum Verschenken oder weil sie sich nicht entscheiden können.
Wir habt ihr euch denn kennen gelernt?
Ute: Wir haben uns über eine Internetpartnervermittlung kennen gelernt.
Ulla: Zuerst war die Liebe, dann die Karten oder wie es auf unserer Website steht: First there was Love, then there was the idea to dare the pas de deux in creativity aswell.
Wie seid ihr auf den Namen PABUKU gekommen?
Wir haben lange überlegt. Wir wissen, dass das jetzt nicht der Name ist der besonders leicht über die Lippen geht. Es ist ein reines Kunstwort und es hat viel zu tun mit den Papierprodukten, die wir vorher gemacht haben. PA: steht für Papier, BU: für Buch, weil wir Buchdruck, also Letterpress Produkte hatten und KU: für Kunst. Und so ganz nebenbei hat sich ergeben, dass BU und KU auch unsere Initialen sind. Seitdem wir uns auf die queeren Karten konzentrieren haben wir den Untertitel „TheQueerPaperie“. Englisch deshalb, weil unsere Kartentexte auf Englisch sind und unser Ziel der englische Sprachraum ist. Es ist ein sehr interessanter Markt und die Schreibkultur in Großbritannien und speziell in Amerika, was man jetzt nicht unbedingt vermuten würde,hat einen höheren Stellenwert als im deutschsprachigen Raum. Aber auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz steigt angeblich seit den letzten 2-3 Jahren die Schreibkultur wieder, was Gruß- und Glückwunschkarten angeht.
Gründung von PABUKU
PABUKU selber wurde Ende 2012 mit den anderen Produkten gegründet, aber die queere Grußkartenserie gibt es seit 2015.
Was macht eure Karten so besonders
Wir haben recherchiert, und natürlich gibt es weltweit diverse Labels die Verpartnerungs-, Hochzeits- und Valentinstagskarten anbieten, aber wir konnten keine Label finden, die solch eine Bandbreite haben oder Statementkarten anbieten, wo es um unterstützende Motive geht, wie zum Beispiel bei: Born to be happy: Diese Karte spricht viele Menschen an, und passt zum Beispiel auch für transidente Menschen.
Natürlich werden welche sagen, dass ist nicht meine Karte, ich steh nicht auf Schnurrbärte, dass ist okay. Man kann es nicht allen Recht machen. Was auch ein Grund ist, warum wir nicht auf jeder Karte Menschenabbildungen haben, sondern ganz viel Floral- oder Tierdarstellungen, einfach um das ganze ein bisschen abstrakter zu gestalten. Zum Beispiel die Karte show your colours: Wer vor dem Coming Out steht und gerade Zweifel hat und dann diese Karte von einer guten Freundin oder einem guten Freund mit ein paar netten Worten bekommt, da kann das Chamäleon mit seinen neon Farben eine Unterstützung sein. Oder With no Rain there is no bow: Das ist eine Karte die für alle Menschen passt und genau darum geht uns auch. Genauso wie bei der Karte: Come in. Come out. Welcome. Eine einfache Art „Willkommen“ zu sagen. Es soll nicht heißen, dass wir das ganze Thema verwässern wollen oder die Regenbogenfahne nur ganz klein am Rand zeigen. Aber wir wollen sie auch nicht
wie bei einem Plakat auf einer Demo voran tragen. So wie wir eben auch keine Sticker auf der Stirn haben: Bin lesbisch, bin schwul, bin dieses oder jenes.
Es gibt eine ganz schöne Geschichte zu einer Karte: Seehorseday. Wir hatten schon von Beginn an ein Seepferdchen dabei, weil wir gemerkt haben, dass per se die Menschen Seepferdchen mögen, süß finden. Dann haben wir über Facebook die Seite von einem Intersexaktivisten aus Amerika gefunden, Mx. Anunnaki Ray und haben da ein bisschen rein gelesen und entdeckt, dass er seit nicht ganz zwei Jahren in seiner Familie statt Muttertag den Happy Seehorseday feiert. Er hat selber zwei Kinder geboren, sein drittes mit seinem Mann zusammen adoptiert und vergleicht sich mit dem Seepferdchen, weil bei einem Seepferdchen die Männchen die Kinder„gebären“. Das hat uns so gut gefallen, dass wir ihn kontaktiert haben und gefragt haben ob es okay wäre eine Karte dazu zu gestalten. Seitdem sind wir in Kontakt. Die große Mehrheit wird natürlich nicht wissen was hinter dieser Karte steckt, sondern sie kaufen weil sie süß ist. In unserem Shopauf unserer Website haben wir den Link (https://anunnakiray.com/tag/happy-seahorse-day/) gesetzt und geschrieben, wer mehr zum „Happy Seehorseday“ erfahren will, soll darauf klicken und kommt dann auf die Seite von Anunnaki Ray, beziehungsweise auf seinen Blog.
Und so kann man die Karten für sich interpretieren oder auch etwas Neues dazu lernen. Das ist die aller kürzeste Erklärung, warum unsere Karten so besonders sind, sie Funktionieren im Prinzip wie Tarot-Karten. Du siehst was du sehen möchtest. Vielleicht siehst du in 14 Tagen was anderes oder wenn du in einer anderen Lebenssituation oder Stimmung bist.
Unser Glück ist, dass wir einen bunten queeren Freundeskreis haben.
So können wir unsere Feedbackrunden breit anlegen und bekommen dadurch wichtigen Input zu Inhalt, Bild und Texten.
Vielen Dank, dass ihr bis hier hin gelesen habt. Morgen gibt es den zweiten (und letzten) Teil und ihr könnt euch auf ein Gewinnspiel freuen.
Alles Liebe
Sarah